Prof. Dr. med. A. Brawanski mit Team 01KLINIK UND POLIKLINIK FÜR NEUROCHIRURGIE

Gliome (vom Gehirn selbst ausgehend), Meningeome (von der Hirnhaut ausgehend), Hirnmetastasen und Schwannome (von Hirnnerven ausgehend) sind die häufigsten Tumore. Diese werden teils minimalinvasiv mit dem Endoskop, überwiegend aber in mikrochirurgischer Technik mit hochwertigen Operationsmikroskopen und modernsten Neuronavigationssystemen entfernt.

In speziellen Fällen wird nach entsprechender Vorbereitung des Patienten die Operation im Wachzustand durchgeführt. Dieses Verfahren erlaubt - während der Entfernung des Tumors - Funktionen wie Bewegung und Sprache zu testen, um jegliche Schädigung von wichtigen Hirnarealen zu vermeiden.

Jeder Patient wird nach der Operation auf der speziell neurochirurgisch ausgerichteten Intensivstation überwacht. 

Für die Nachbehandlung findet eine enge Zusammenarbeit mit der Neurologie und Strahlentherapie im Rahmen des Regensburger Hirntumorzentrums statt. Kernstück bildet dabei die wöchentliche Tumorboardsitzung, in denen die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Patienten festgelegt wird. Darüber hinaus wird den Patienten auch die Teilnahme an nationalen und internationalen Therapiestudien angeboten. In der „Hirntumor-Spezialsprechstunde“ (Leitung Oberarzt Dr. O.-W. Ullrich) werden Patienten mit Hirntumoren ausführlich beraten.


VASKULÄRE NEUROCHIRURGIE
Gefäßfehlbildungen des Gehirns sind eine häufige Ursache für katastrophale Blutungen. Ziel der Behandlung ist es, das erkrankte Gefäß definitiv auszuschalten, damit es nicht mehr bluten kann. Als eines weniger Zentren können hier komplexe und sehr große Aneurysmen, in Zusammenarbeit mit der Klinik für Herz- Thorax-Chirurgie in tiefer Hypothermie und extrakorporaler Zirkulation, mit gutem Erfolg operieren werden.EC-IC-Bypass-Operationen sind indiziert bei speziellen Formen von Schlaganfällen.   Außerdem werden sie durchgeführt bei komplexen Tumoroperationen oder Gefäßfehlbildungen, um die Blutversorgung des Gehirns zu gewährleistenIn der „Gefäß-Spezialsprechstunde“ (Oberarzt Privatdozent Dr. K.-M. Schebesch) werden Patienten mit Gefäßfehlbildungen beraten und alle anfallenden Fragen beantwortet.

TIEFE HIRNSTIMULATION
Bewegungsstörungen sind Erkrankungen, die eine Störung der Bewegungssteuerung verursachen, und einige dieser Erkrankungen sprechen gut auf eine "Schrittmacherbehandlung" an.
Bei den neurochirurgischen Verfahren hat sich die "Tiefe Hirnstimulation" durchgesetzt, ein Verfahren, bei dem je nach Art der Erkrankung unterschiedliche Gebiete im Gehirn über einen "Hirnschrittmacher" elektrisch stimuliert werden können.
Im Rahmen einer engen Kooperation mit den Kollegen der Neurologie im BKR (Zentrum für tiefe Hirnstimulation) erfolgt die gemeinschaftliche Behandlung der Patienten.

WIRBELSÄULENCHIRURGIE
Zur Behandlungen von Erkrankungen der Wirbelsäule steht ein breites Spektrum von diagnostischen und neurochirurgisch- operativen Verfahren zur Verfügung. Für spezielle Eingriffe, die z.B. auch den Brust- oder Bauchraum betreffen, bestehen Kooperationen mit der Herz-/Thoraxchirurgie und insbesondere der Unfallchirurgie.
Für die Diagnostik und die intraoperative Überwachung der Patienten können bei Bedarf umfangreiche neurologisch- elektrophysiologische Untersuchungen erfolgen.
Die Patienten werden während des stationären Aufenthaltes intensiv von der Physiotherapie betreut. Eine weitere Betreuung im Sinne einer Anschlussheilbehandlung wird soweit erforderlich schon vor der Entlassung in die Wege geleitet.
Die integrierte Behandlung von Tumorpatienten erfolgt in enger Kooperation mit der Neuro-Onkologie, der internistischen Onkologie und der Strahlentherapie.  

SCHMERZTHERAPIE
Die neurochirurgische Schmerztherapie umfasst die Behandlung chronischer Schmerzsyndrome unterschiedlichster Ursachen:

  • Chronischer Rücken-/Beinschmerz nach Wirbelsäulen-Operationen
  • Komplex-regionales Schmerzsyndrom (CRPS)
  • Schmerzen nach Verletzungen peripherer Nerven
  • Schmerzen nach Leistenbruch-Operationen
  • Trigeminus-Neuralgie
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • Therapierefraktäre Angina pectoris
  • Spastik nach Verletzungen des Rückenmarks oder des Gehirns

Zur Behandlung dieser Schmerzsyndrome wird ein breites Spektrum neurochirurgischer schmerztherapeutischer Methoden angeboten:

  • Neurostimulation des Rückenmarks und des peripheren Nervensystems
  • Neurostimulation der Hirnrinde
  • implantierbare Pumpensysteme zur Medikamentengabe direkt in den Nervenwasserraum
  • Injektionstherapie
  • Gelenkfacetten und Nervenwurzelblockaden
  • Perkutane Thermokoagulation des Ganglion Gasseri
  • mikrovaskuläre Dekompression von Hirnnerven

KINDER-NEUROCHIRURGIE
Kinder bedürfen einer eigenen, auf sie abgestimmten Behandlung. Es besteht eine enge fachübergreifende Zusammenarbeit mit Kollegen der Kinderklinik und Kinderanästhesie im Hause sowie den umgebenden pädiatrischen Zentren. Das Spektrum umfasst dabei:

  • Hirntumoren und spinale Tumoren
  • Kraniosynostosen
  • Fehlbildungen (wie z. B. Zysten, Enzephalozelen, "Spina bifida", Tethered Cord, Chiari-Malformation)
  • Kindliche Schädel-Hirn- Verletzungen
  • Vaskuläre Fehlbildungen

In der „pädiatrischen Spezialsprechstunde“ (Oberärztin Frau Dr. M. Friedrich) werden Eltern und ihre Kinder beraten und alle anfallenden Fragen beantwortet.

DIAGNOSTIK
Funktionelle Kernspintomografie (fMRT) und Faserdarstellung (Traktografie)
Die funktionelle Kernspintomografie ist eine relativ junge Weiterentwicklung der klassischen Kernspintomografie (MRT), sie erweitert die MRT um einen funktionellen Anteil. Durch fMRT-Aufnahmen ist es möglich, Stoffwechselvorgänge, die aufgrund von Hirnaktivität (Bewegung, Sprechen, Denken etc.) entstehen, sichtbar zu machen. Für die funktionelle Untersuchung werden über Kopfhörer Kommandos wie:" bitte jetzt die linke Hand bewegen" gegeben, die der Patient dann während der Kernspinaufnahme ausführen muss.
Bei chirurgischen Eingriffen im Gehirn ist es wichtig, neben den Zentren für Bewegung, Sprache etc., die zwischen ihnen verlaufenden Nervenbahnen so weit wie möglich zu erhalten, da ihre Verletzung in der Regel ebenfalls zu bleibenden Funktionsausfällen führt. Die Diffusions-Tensor-Bildgebung (Faserdarstellung) kann dabei helfen, vorab die Lage der wichtigen Nervenbündel und Leitungsbahnen festzustellen und bei der Operationsplanung zu berücksichtigen. Die Faserdarstellung gibt zudem Hinweise darauf, ob ein Tumor bereits in eine Nervenbahn eingedrungen ist und kann in einigen Fällen die Einschätzung unterstützen, ob eine Operation überhaupt aussichtsreich ist.

Positronen-Emissions-Tomografie (PET)
Die PET-Bildgebung gewinnt gerader in jüngerer Zeit zunehmend an Bedeutung, da sich hierdurch die besonders aktiven Anteile eines Tumors noch besser als im Kerspintomogramm darstellen lassen. Es wird eine Substanz mit geringer Radioaktivität gespritzt, die sich hauptsächlich in aktiven Tumoranteilen anreichert und dadurch sichtbar gemacht werden können.

Navigationsgestütze Operationen
Während der Operation ist es von großem Nutzen, die Informationen der präoperativen Bildgebung auch am Gehirn sichtbar machen zu können. Hierfür werden die unterschiedlichen Bilddaten miteinander kombiniert und im Operationssaal auf einem Monitor präsentiert. Ähnlich einem GPS kann man nun mittels eines Zeigestifts die relevanten Regionen direkt am Gehirn des Patienten aufsuchen und identifizieren. Dies erleichtert eine präzise Tumorentfernung unter Schonung des gesunden Hirngewebes.

OP-VERFAHREN
Wachoperation
Befindet sich ein Hirntumor in der Nähe heikler Regionen wie dem Sprach- oder Bewegungszentrum, ist es unter Umständen sinnvoll, die Operation als Wachoperation durchzuführen. Wachoperation bedeutet, dass der Patient während des Eingriffs am Gehirn wach und ansprechbar ist, um während der Tumorentfernung die Sprachfunktion oder andere Hirnfunktionen überwachen zu können. Dazu muss der Patient lesen, sprechen, Dinge benennen oder Hände/Füße bewegen. Dadurch hat man ein hohes Maß an Sicherheit, schwerwiegende Sprachstörungen oder Lähmungen zu vermeiden.
Während des Eingriffs hat der Patient so gut wie keine Schmerzen, da die Kopfhaut mit Spritzen betäubt wird. Das Gehirn selbst ist völlig schmerzunempfindlich. Bei Bedarf kann der Patient auch während der OP jederzeit eine Vollnarkose erhalten. Vor einer Wachoperation wird der Patient gründlich vorbereitet. Nach Anfertigung einer funktionellen Kernspintomografie und einer Testung der Hirnfunktionen (in enger Zusammenarbeit mit der Neurologischen Klinik und Neuropsychologie im Bezirkskrankenhaus) erfolgt eine ausführliche Vorbesprechung mit dem Operateur und dem Anästhesisten.
Am Operationstag wird die Kopfhaut mit Lokalanästhetikum betäubt und der Kopf mit einer Klammer befestigt, um ein Verwackeln während der Operation zu vermeiden. Nach dem Hautschnitt und dem Entfernen eines Knochendeckels erfolgt zunächst die Testung des Hirngewebes. Es werden kleine Elektroden benutzt, um das Hirngewebe vorsichtig mit Strom zu stimulieren.
Währenddessen muss der Patient bestimmte Aufgaben (Sprechen/Lesen/Bewegungen) durchführen. Bei Stimulation eines wichtigen Hirnareals kommt es zu einem vorübergehenden Ausfall der entsprechenden Funktion. Somit kann zwischen funktionsfähigem Gehirn und Tumorgewebe (= ohne Funktion) unterschieden werden. Man kann hierdurch das Operationsrisiko senken und den größtmöglichen Tumoranteil entfernen.

OP mit Yellow
In Deutschland ist die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des UKR eine der wenigen Kliniken, die das Verfahren mit Yellow anwenden. Auch weltweit verfügen nur wenige weitere Kliniken über die nötige Expertise.  Mehrfach jährlich bietet die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des UKR daher einen Kurs an, in dem Ärzte aus der ganzen Welt diese OP-Methodik kennen lernen können. 

Operation mit 5-ALA (Aminolaevulinsäure)
Eine weitere Möglichkeit, den größtmöglichen Anteil eines Hirntumors zu entfernen, ist die Operation mit 5-ALA (Aminolaevulinsäure). Hirneigene Tumoren infiltrieren häufig das umliegende Gewebe und lassen sich daher bei der Operation vom gesunden Gewebe häufig nur schlecht unterscheiden. Zur besseren Darstellung der Tumorgrenzen kann man die Substanz 5-ALA einsetzen, die vor der Operation vom Patienten getrunken wird. Tumorzellen nehmen diesen Stoff vermehrt auf. Während der Operation kann man den Tumor unter UV-Licht einer bestimmten Wellenlänge im Operationsmikroskop kräftig aufleuchten sehen.

Operation in tiefer Hypothermie
Bei der Operation großer Aneurysmen (Gefäßaussackungen der Hirngefäße), die eine Größe von mehreren Zentimetern erreichen können, ist ein operativer Verschluss oft nur durch eine aufwändige Operations- und Narkosetechnik möglich.
Um während der schwierigen Präparation des Aneurysmas keinen Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung zu erleiden wird der Patient in Zusammenarbeit mit den Herz-Thorax-Chirurgen an eine Herz-Kreislaufmaschine angeschlossen. Dadurch kann das Blut und damit die Körpertemperatur kontrolliert von 37° C bis auf 18° C herabgesenkt werden. Die Kühlung des Gehirns ist ein effektiver Schutz vor einem Schlaganfall.
Des Weiteren kann der Blutfluss an der Maschine kurzfristig unterbrochen werden, wodurch der Operateur in Blutleere arbeiten kann, um bei besonders schwierigen Verhältnissen den Überblick zu bewahren.
Eine solche Operation erfordert ein erfahrenes und gut eingespieltes Team aus Neurochirurgen, Herz-Thorax-Chirurgen und Anästhesisten und ist wenigen großen Zentren vorbehalten.

Adresse:
Universitätsklinikum Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg

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